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Eine Homepage als Warnung vor den gesellschaftlichen Rückschritten

von redaktion
28. September 2019
Lesedauer ca. 4 Minuten.
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Eine Homepage als Warnung vor den gesellschaftlichen Rückschritten

Seit ziemlich genau einem Jahr gibt es die Internetseite „taxi-innung.de | Änderung des Personenbeförderungsgesetzes aufhalten und neu überdenken!“. Dieses Projekt wurde kürzlich um „www.taxi-agentur.de“ erweitert. Die Taxi Times nimmt das Jubiläum als Anlass für ein Interview mit Yvonne Schleicher und Martin Laube, den Hintergrund-Arbeitern und Schöpfern dieses Vorhabens.

Taxi Times: Eure Seite „taxi-innung.de“ habt ihr nach einem Jahr erweitert um „www.taxi-agentur.de“. Worum geht es da?

Auszug aus der neuen Informations-Homepage taxi-agentur.de

Martin Laube: Wie von Anfang an: um Informationen, Informationen und abermals Informationen. Der Gründungsgedanke des Projektes war ja, dass wir die Informationen, die wir hatten, unter die Leute bringen wollten. Außer ein paar Dokumenten zu den Vorhaben bezüglich der Zerschlagung des PBefG, die wir beispielsweise auf den Internetseiten des Bundesverkehrsministeriums gefunden hatten, gab es noch vier Studien in englischer Sprache. Zusammen mit zwei Kollegen hatten wir sie übersetzt und dann alles zusammen mit einem Anschreiben, in dem wir um Zusammenarbeit baten, an die Berliner Taxiverbände, den Bundesverband, die Taxizentralen geschickt.

Und dann ist es zu einer Zusammenarbeit mit der „Innung“ gekommen?

Yvonne Schleicher: Ja. Leszek Nadolski, der Innungsvorsitzende, hat uns die Plattform angeboten, nach der wir gesucht hatten. Er hat uns die Domain „taxi-innung.de“ zur Verfügung gestellt und seitdem entwickeln wir das Projekt weiter, ehrenamtlich übrigens. Die Kosten für Server und Domain trägt allerdings die „Innung“.
Wir wollten es so gestalten, dass es nicht nur für Taxifahrer oder -unternehmer interessant ist, sondern auch für alle anderen, die ein Interesse am Thema haben. Und wir wollten das Thema tiefgründiger bearbeiten, als es bis dahin geschah. Und vor allen Dingen eben dafür sorgen, dass die Inhalte eine breite Öffentlichkeit erreichen. Das ist beispielsweise mit dem Inhalt von drei der übersetzten Studien auch gelungen. Die
Forschungsergebnisse von Bruce Schaller liest man ansatzweise inzwischen ja sogar in der Berliner Zeitung.

Drei der vier Studien?

Martin Laube: Tja, die Vierte („Uber State Interference“), in der es weniger um Verkehrsplanung als vielmehr um den massiven Lobbyismus von Uber, deren Einflussnahme auf die Politik und die Auswirkungen auf die Gesellschaft geht, ist wohl nicht so das, worüber gerne gesprochen bzw. geschrieben wird. Ähnlich wie andere Aspekte der Entwicklungen rund um den Versuch, das Taxigewerbe zugunsten der Konzerne auszuhebeln. Zum Beispiel, wer sich alles in der sogenannten „MaaS-Alliance“ zusammengefunden hat oder, dass BMW und Daimler ein Rechenzentrum aufbauen, das 2,5 mal so leistungsstark ist, wie das von Uber. Hierzulande wird das Thema Big Data und Überwachung fast völlig totgeschwiegen.
Beschäftigt man sich damit, was weltweit so vor sich geht, ergibt sich ein viel umfassenderes Bild und plötzlich werden Zusammenhänge klar. Deshalb gab es auf „taxi-innung.de“ die Rubrik „Aus der Presse“, die sich aus einem schlichten Nachrichtenticker, in dem nur
Links zu finden waren, entwickelt hat zu einer Art weltweiten, größtenteils kommentierten Presseschau zu allem, was zu unseren Themen von Belang ist.

Und die „taxi-agentur“ ist also die Weiterentwicklung?

Yvonne Schleicher: Genau. Wir wollten schon länger die Presseseite so gestalten, dass sie als „Feed“ auf anderen Seiten eingebunden werden kann. Das ist uns nun gelungen. Als Nebeneffekt ist es optisch auch ansprechender geworden und was viel wichtiger ist: Es entsteht ein Archiv der Meldungen des letzten Jahres mit einer umfassenden Suchfunktion. Ganz fertig übertragen sind die Meldungen noch nicht, aktuell fehlen noch drei Monate, die aber bis dahin  im Pressearchiv auf der alten Seite zu finden sind. Außerdem lassen sich einzelne Meldungen jetzt direkt verlinken, was vorher nicht möglich war. Die „alte Seite“ ist damit nicht abgeschaltet worden. Unter der bekannten Rubrik „Aus der Presse“ ist jetzt der „Feed“, also ein Abbild der neuen Nachrichtenagentur zu sehen – die Infos rund um das PBefG, Übersetzungen von interessanten Artikeln aus dem Englischen und auch Französischen und einiges mehr werden wir weiterführen.

Was ist für euch das Wichtige an eurem Projekt?

Martin Laube: Über den Tellerrand zu schauen. Das schafft ein Bewusstsein für das, was ist. Und das wiederum kann helfen, ein Zusammenrücken im Taxigewerbe zu befördern, was sehr nötig ist, um sich der Situation zu stellen, in der wir uns befinden. Die Konzerne wollen allen weismachen, dass mit der Mobilität der Leute was nicht stimmt, man sich umorientieren müsse auf das, was sie verkaufen wollen. Das Taxigewerbe wird in der dazugehörigen Werbekampagne als altbacken oder verstaubt diffamiert. Wir sehen das anders: Das Gebaren derjenigen, die den Personenbeförderungs-“Markt“ aufmischen wollen, ist das eigentlich Reaktionäre: Es würde zu gesellschaftlichen Rückschritten führen. Man sieht es dort, wo Liberalisierung jetzt schon an allen gesetzlichen Grundlagen vorbei praktiziert wird. Zum Beispiel in den Städten, wo Uber aktiv ist und auch am Konflikt zwischen Fahrern, die nicht (mehr) mit Free Now zusammenarbeiten und denen, die es nicht lassen wollen…. Da entsteht das Gegenteil von Gemeinschaft. Und im Übrigen auch das Gegenteil von Umweltschutz und sinnvoller Verkehrsplanung.
Die Konzerne wollen am liebsten jegliche Infrastruktur privatisiert sehen. Wo würde so etwas hinführen? Zu einer lebenswerten Gesellschaft? Ganz sicher nicht.
Wirklich modern ist doch eher, die Möglichkeiten der Informationsgesellschaft zu nutzen, die Intentionen hinter dem ganzen „Werbesprech“ zu entlarven und für die Beibehaltung einer Daseinsvorsorge in staatlicher Verantwortung einzustehen. Zumindest so lange, bis den Menschen klar wird, dass sie auch selbst Verantwortung übernehmen müssen, wenn sie eine gänzlich andere Gesellschaftsform wirklich leben wollen.

Danke für das Interview

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Tags: Bruce SchallerInnung des Berliner Taxigewerbes e.V.Martin LaubeTaxi-AgenturYvonne Schleicher
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Kommentare 1

  1. Detlef taxiunternehmer says:
    6 Jahren her

    SEHR KOMPETENT & WICHTIG / INFORMATIV ; GERADE FÜR DIE MENSCHEN =AUCH für TAXIKOLLEGEN die noch nicht die Versuche von Uber & co. die seriöse!!! Personenbeförderung auszuhebeln , nur für Ihren Profit !!! Danke

    Antworten

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